Mein emotionalster Moment als Coach

Verzweifelte Mutter, frustrierte Arbeitnehmerin oder nicht verrückte Fremde – als Psychologin bzw. Coach kommt man mit den verschiedensten Menschen in Berührung – mein emotionalster Moment als Coach oder psychologische Beraterin ist die Ungewissheit nach einer Zusammenarbeit.

 

Dieser Blogartikel ist im Rahmen einer Blogparade entstanden. Die Blogparade von Julia Georgi über emotionale Momente von Therapeuten und Coaches findest du HIER.

 

Emotionen ahoi

Eine Mutter, die weint, weil sie erkennt, was sie ihren eigenen Kindern bereits ungewollt weitergegeben hat und nie weitergeben wollte.

Leider kenne ich diese Situation nicht nur aus der Sicht der Psychologin, sondern auch aus Sicht der Klientin. Dann können die eigenen Emotionen hochkommen, wenn man ähnliches empfindet, sich selbst wieder erkennt in der eigenen Klientin. Denn auch ich habe einen Therapeuten.

Meine emotionalsten Momente sind wohl die, wenn ich an meiner eigenen psychischen Gesundheit arbeite, was ist jedes Mal schwierig und gut zugleich ist. Es ist schmerzhaft und ermüdend, aber nachher ist es so viel besser. Ich denke, jeder sollte einen Psychologen/Coach/Therapeuten haben, denn jeder trägt seine Päckchen und das ein oder andere will geöffnet und entleert werden.

 

Jung und stark

Eigentlich wollte ich in diesem Artikel über eine junge Frau sprechen, die zu mir kam, weil ihr alles zu viel wurde. Gerade 18 Jahre alt, von der eigenen Mutter und Großmutter emotional auf das Äußerste missbraucht, erniedrigt und allein gelassen. Diese junge Frau war so unglaublich stark, aber es war ihr nicht bewusst, fühlte sich so hilflos und schwach ihrer Mutter ausgeliefert, vom Vater unbeachtet.

 

Sie machte sich Sorgen um die kleine Schwester, gerade erst 7 Jahre alt, der sie nicht wünschte genauso aufzuwachsen.

 

Ich wollte darüber schreiben, wie sehr es mich als ihre Beraterin mitnimmt, nicht zu wissen, was aus ihr geworden ist. Ich habe sie umsonst beraten. Zwei Wochen nach dem kostenlosen Erstgespräch hat sie mich angerufen, mir mitgeteilt, dass sie ihren Job verloren hat und leider nicht weiter machen könne. Da habe ich ihr angeboten, sie ohne Gebühr zu beraten. Ich hatte zu dieser Zeit, immer 1 Platz in meiner Beratung frei für einen solchen Fall.

 

Nach einigen Terminen, hat die keinen neuen vereinbart, weil sie ihren Arbeitsplan noch nicht hatte und ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Ob es mit der Übernahme zur Ausbildung geklappt hat oder sie genug Geld zusammen bekommen hat, um endlich der toxischen Mutter zu entkommen.

Ich denke mein emotionalster Moment als Coach ist hier die Unwissenheit. Warum kommt sie nicht wieder? Wie geht es ihr wohl? Wie ergeht es der kleinen Schwester? Wer ist jetzt für sie da?

Ich kann nur hoffen, dass es gut ausgegangen ist und dass ich in irgendeiner Form einen positiven Einfluss auf sie hatte. Ich denke gerne zurück an meine erste Therapeutin in meiner Studentenzeit, die mir so viel Gutes mitgegeben hat.

Mein emotionalster Moment als Coach

Wozu führte dieser emotionalste Moment?

Ich habe umgesattelt, biete keine psychologische Beratung im klassischen Sonne mehr an. Während 2020 und 2021, die ersten beiden Jahre meiner Onlinepraxis, meine Zielgruppe unglückliche Mütter waren, so sind jetzt Hobby-Sportler, die ein neues Ziel erreichen wollen und sich dabei Unterstützung wünschen.

Auch hier gibt es viele Emotionen, Schicksale, traurige Vergangenheiten und hilflose Momente und dennoch sehe ich das Licht am Ende des Horizonts, da ich meine Leidenschaft zum Sport weitergeben darf. Eine Leidenschaft, die mir vielleicht das Leben gerettet hat, auf jeden Fall hat sie es so viel besser gemacht.

Als ich zuletzt mit der jungen Frau sprach, hatte sie einen neuen Job in einem Fitnesscenter, war auf dem Weg in eigene 4 Wände und positiv gestimmt gegenüber ihrer Zukunft. Vielleicht hat die junge Frau einen Anteil daran getragen, dass ich mich beruflich verändert habe und mich heute der Sportpsychologie widme, denn auch sie hatte eine Schwäche für den Sport und das Fitnessstudio und hat sich dort wohl und heimisch gefühlt, mehr als in ihrem eignen zu Hause.

 

 

Ich liebe meinen Job, weil ich Menschen dabei helfen darf, sich selbst zu helfen, ihre Stärken zu erkennen, selbstbewusster zu werden und ihr Ziel, vielleicht sogar ihren Traum zu erreichen. Was kann es schöneres geben, als ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen und positiv auf das Leben des anderen zu wirken?

„Was im Leben zählt, ist nicht, dass wir gelebt haben. Sondern, wie wir das Leben von anderen verändert haben.“ (Nelson Mandela)